Frauenfelderstrasse Winterthur: Sanierung mit groben Mängeln

Zwar soll bei einer umfassenden Sanierung der Frauenfelderstrasse in Winterthur die überbreite Fahrbahn zugunsten eines grosszügigeren Trottoirs schrumpfen, aber ansonsten macht der Stadtrat von Winterthur bei den Plänen für die Sanierung der Frauenfelderstrasse falsch, was man nur falsch machen kann.

Die stark befahrene Verkehrsachse aus dem Osten der Stadt ins Zentrum von Winterthur führt quer durch ein dicht bebautes Quartier. Rund 1000 Personen wohnen direkt an der Strasse und noch sehr viel mehr in unmittelbarer Nähe. Sie queren die Frauenfelderstrasse, sie nutzen sie als Veloroute, Tag für Tag. Was den Planenden mit der unumgänglichen Sanierung vorschwebt, ist an sich löblich, die überdimensionierte Strasse wir dzurückgebaut. Dabei werden aber bei den konkreten Plänen alle Erkenntnisse, wie eine solche Strasse im Jahr 2022 gestaltet sein müsste, damit sie den Interessen der Wohnbevölkerung gerecht wird, ausgeblendet.

Das fängt bei der Lärmbelastung an. 68 höhere, meist vierstöckige Wohnbauten säumen die Strasse, und bei allen sind die Grenzwerte der Lärmschutzverordnung überschritten. Bei einem wesentlichen Umbau einer Strasse wäre Winterthur verpflichtet, auch eine Lärmsanierung vorzunehmen, doch genau darauf verzichtet die Stadt. Stattdessen gewährt sie sich selber eine so genannte Erleichterung von dieser Pflicht. Nach wie vor sollen die betroffenen über 1000 Personen übermässigen Lärm ertragen müssen. Das ist bemerkenswert, sieht doch die Stadt Winterthur in ihrem eigenen «Zielbild Temporegime» an genau diesem Streckenabschnitt Tempo 30 vor. Und die einzige zielführende Massnahme, um die fällige Lärmsanierung zu realisieren, ist Tempo 30.

Als wäre da kein Hitzeproblem

Versäumnisse zeigen sich auch beim Veloverkehr. Auf der überbreiten Fahrbahn, die redimensioniert wird, besteht genügend Platz, um einen ausreichend breiten Velostreifen für die regional klassierte Veloroute vorzusehen. Das Bundesamt für Strassen ASTRA empfiehlt eine Streifenbreite von 1,80 m sowie einen Abstand zu seitlich parallel parkierten Autos von 0,75 m. Beides wird mit dem Projekt nicht erreicht. Velostadt Winterthur?

Und offenbar ist in der Eulachstadt auch noch nicht angekommen, dass die urbanen Räume mit einer zunehmenden Überhitzung zu kämpfen haben. Auch an der Frauenfelderstrasse ist schon heute eine sehr hohe Hitzebelastung ausgewiesen. Und was soll nun mit den vorhandenen grossen, schattenspendenden Bäumen geschehen? Obwohl 60 Prozent von ihnen gesund sind und zwei Drittel noch eine Lebenserwartung von mehr als 10 Jahren haben, will der Stadtrat alle Bäume abholzen! Dabei könnte man etappiert den Baumbestand dort erneuern, wo es unumgänglich ist, und so den dringend nötigen Schattenwurf länger erhalten. Teilweise sollen Bäume nur deshalb fallen, weil sie 30 Zentimeter (!) neben dem gewünschten neuen Standort stehen – technokratischer geht es kaum mehr.

Gemeinsam mit Kantonsrat Michael Zeugin, der zu den direkt Betroffenen gehört, hat der VCS Zürich nun gegen den Entscheid des Stadtrates Rekurs beim Regierungsrat eingereicht. Dieser hat in vergleichbaren Fällen im Interesse eines wirksamen Lärmschutzes gegen den Stadtrat von Zürich entschieden. Wir sind gespannt, ob er auch hier seiner Linie treu bleibt.

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